„Es gib‘ a Zeit da brauchsch dei Ruah“
Wer wird schon gerne beim Essen gestört – da geht's dem Hirsch ganz ähnlich wie dem Menschen. Allerdings hat die Störung beim Hirsch auch Folgen, an die wir Menschen gar nicht denken.
Spezifische Charakteristik – Ernährung im Winter
Das Rotwild ernährt sich, solange vorhanden, von Gräsern und Kräutern sowie Blättern und Trieben. Im Winter ist die Nahrung weniger gehaltvoll und hat einen höheren Rohfaseranteil. Rotwild ist in der Lage, ohne Fütterung, seinen Energiebedarf erheblich zu reduzieren, wenn winterliche Nahrungsknappheit dies erfordert.
Auswirkungen von Störungen
Wenn Rotwild durch Störungen von der Fütterung vertrieben wird, braucht es eine gewisse Zeit, um sich auf den plötzlichen Nahrungsengpass einzustellen. Kurzfristige Ausfälle bei der Winterfütterung, bzw. wenn Tiere aufgrund einer Störung nicht mehr zur Fütterung kommen, können deshalb Probleme verursachen. Kommt es zu einer Störung bei der Fütterung und gehen die Tiere nicht mehr zur Fütterung, müssen sie übermäßig viel Nahrung im umliegenden Wald aufnehmen. Sie schälen dann vermehrt die Rinde von Bäumen ab, wodurch die Bäume frühzeitig absterben oder von holzzerstörenden Pilzen (Rotfäule) befallen werden.
Rotwild reagiert stark auf überraschende Störungen abseits von Wegen, hingegen gewöhnen sich Tiere an viel begangene Wege bzw. Aufstiege und zeigen bei einem geringen Abstand von ca. 50 m schon kein Fluchtverhalten mehr.
Ruhe im Fütterungs- und Einstandsbereich ist daher ein wesentlicher Faktor zur schadensfreien Überwinterung.
Gefährdungsstatus
Der Rothirsch ist in ganz Mitteleuropa verbreitet. Die Bestände nehmen tendenziell seit Jahrzehnten zu und das Verbreitungsareal wird eher größer.
Der Großteil des heimischen Rotwildes überwintert in der Nähe von Fütterungen in den bei den JägerInnen bekannten Einstandsgebieten. Derzeit gibt es in Tirol mehr als 700 Rotwildfütterungen, wobei nur ein geringer Teil in der Nähe von bekannten Skirouten liegt (deutlich unter 10 %).
Verhaltensregeln
Tierart | Eigenheit | Zu beachten |
Rothirsch | 95 % überleben im Winter in der Nähe der Fütterungen. Reagieren gelassen auf berechenbare Störungen mit ausreichender Entfernung, aber hoch sensibel auf unberechenbare Gefahren. Fütterung wird bei Störung evtl. gemieden mit fatalen Folgen für Tiere und Wald. | Fütterung und Einstandsbereich der Hirsche unbedingt meiden! Auf Lenkungspfeile achten! Verlegen von Skitouren bzw. Fütterungen. |
Reh | Hält sich im Winter im Nahbereich der Fütterungen auf, duckt sich und flüchtet weniger weit. Kommt nach einer Störung wieder zur Fütterung. Erhöhter Energiebedarf bei Störung, besonders während hoher Aktivität in der Dämmerung. | Rehwildfütterungen sollen im weiteren Umkreis gemieden werden. In der Nähe einer Fütterung auf der Forststraße bleiben. Im Waldbereich und an Waldrändern keine Touren in der Dämmerung. |
Alle Wildarten | Aktivität in der Dämmerung. | Keine Touren in der Dämmerung und ansonsten auf Forststraßen und Skipisten bleiben. Lokale Skipistenregelungen beachten! |
Tiroler Ski- und Snowboardtourenkonzept
Bei der Erstellung des Tiroler Ski- und Snowboardtourenkonzeptes haben wir uns gemeinsam mit Wildökologen, Jägern und Naturschutzxperten intensiv mit den Auswirkungen von Ski- und Snowboardtouren auf Flora und Fauna im Gebirge auseinandergesetzt.
Wenn du weitere Informationen zu den Schutzgütern benötigst und wissen willst, wie wir zur Auswahl unserer Schutzgüter gekommen sind, findest du alle Grundlagen im unten zum Download bereitgestellten Tiroler Ski- und Snowboardtourenkonzept.